Racing News / Ferrari Challenge / Season 2010

Round 1

Eigentlich fing die Saison für uns viel zu früh an, da wir erst 2 Wochen vor dem ersten Rennen, welches in Monza stattfinden sollte, entschieden hatten an der Ferrari Challenge 2010 teilzunehmen. Nach 2009, der schwärzesten Motorsportsaison meines Lebens, die ich liebend gern vergessen würde weil sie für mich nicht nur Frust und Schmerzen brachte, sondern auch mit der Insolvenz des Rennstalls endete, für den ich die Dodge-Viper in der FIA GT bewegen sollte .  So entschloss ich mich meinen 4 Jahre alten Ferrari 430 zu entstauben und durch meinen Renningenieur  Frank Herter einsatzbereit schrauben zu lassen.
Das Fahrzeug hatte 14 Monate Standzeit, somit war es  klar, dass wir das Rennen in Monza erst mal  nur als Test, bzw. als "Rollout" betrachten können.  Umso überraschter war ich über den in beiden Rennen belegten 5. Platz und wir hatten mehr als unser gestecktes Ziel erreicht. Natürlich hatten wir mit Problem zu kämpfen was das Handling und die Eingewöhnung an den Ferrari betrafen, aber am Sonntagabend war das Fahrzeug noch heil und wir hatten ganze 16 Punkte auf dem Konto.

Round 2

Als nächstes Rennen stand Potimao in Portugal im Rennkalender. Hier war die Ferrari Truppe 2009 bereits ohne mich am Start und die gesamte Konkurrenz hatte hier gute 10 Stunden Trainingsvorsprung. Ich hatte diese Strecke niemals zuvor gesehen, geschweige denn befahren, so hatte ich mit nur einer Stunde freiem Training auf dieser sehr anspruchsvollen Rennstrecke doch sehr zu kämpfen. Zu allem Übel schlug dann noch im ersten Rennlauf der Technikteufel zu. Beim rolling Start versagte meine F1 Schaltung und das Auto blieb in der Neutral-Stellung stehen – shit. Keine Punkte im ersten Lauf und auch den zweiten Lauf konnte ich trotz neuer Schaltung nur auf Platz 6 beenden. Fazit des mageren Wochenendes in Portimao: ganze 7 Punkte.

Round 3

Hockenheim – endlich das erste Podium nach eineinhalb Jahren Entzug! Nach Platz 3 im Qualifying fand ich mich nach einem schlechten Start, einigen Schubsern und ohne rechten Außenspiegel auf Position 6 wieder. Frust macht sich breit, zumal die Startphase nicht ganz sauber ablief. Jetzt fährt auch noch der Däne Anderson mit einem Mörder Speed Überschuss auf der Geraden an mir vorbei (…ich möchte wissen, wo er den hergenommen hat) um dann in den nächsten Kurven die fahrende Blockade vor mir zu spielen. Das Drama erstreckt sich über 3 Runden, auf der Geraden einfach Gas, in den Kurven die Blockade. In der Haarnadelkurve bremst er mal wieder viel zu früh und ich nutzte die Chance innen rein zu gehen. Dabei kam es zu einer Berührung die mit Pech für den Dänen und für mich endete. Er wurde umgedreht, für mich gab es eine Durchfahrtsstrafe. Shit happens! Aber ich konnte mich ja nicht in Luft auflösen… Nach diesem Penalty ging ich mit nur 5 Punkten aus dem ersten Lauf der beiden Rennen ins Park Fermé. Im zweiten Lauf sollte das Glück wieder mehr auf meiner Seite sein. Aus der Poleposition gestartet ging gleich nach dem üblichen Startgerangel (Bum links, Bum rechts) Frank Gelf an mir vorbei und übernahm die Führung. Es begann ein 40 minütiger echt sauberer Kampf (…ich stand ja durch die Strafe unter Beobachtung) mit gleich mehreren Messern zwischen den Zähnen. Abwechselnd, mal Frank vorne, mal ich. Beim fallen der checkered Flag hatte frank die Ziellinie um ca. 2 Meter eher überfahren und somit wurde ich zweiter im zweiten Lauf und erntete 13 Punkte. Die verlorenen Punkte durch die Drive-througe-Strafe werden mir noch zum Saisonende bitter fehlen.

Round 4

Rennen 4 – Valencia. Es fällt mir schwer nur in Worten auszudrücken, was da wirklich los war. Es war echt stellenweise nicht nur an-, sondern bereits über der Schmerzgrenze! Wir hatten am Sonntag 2 Rennen zu fahren und im zweiten Rennlauf wurden bei mir im Auto 81°C gemessen. Bei einem 4 lagigen Rennoverall, feuerfester Unterwäsche und Helm muss ich wahrscheinlich niemandem erklären wie man sich da fühlt. Meine Getränkeversorgung im Fahrzeug war bereits nach 15 Minuten am kochen und Du hast einfach nur Schmerzen. Bei jeder Runde fragst Du dich: WIE LANGE NOCH??? Beim ersten Lauf konnte ich mich nicht wirklich aus dem Mittelfeld lösen und das Überholen war Mega schwer bis fast unmöglich. Nur Platz 7 und somit ganze 6 Punkte im ersten Rennen. Im zweiten Rennen gab es den Kampf bis zum letzten Meter! Nachdem wir unser Setup noch etwas verändern konnten, war das Auto für mich um einiges besser zu kontrollieren. Als in der 2. Hälfte des Rennens doch viele Konkurrenten (oder ihre Autos) abbauten, konnte ich einige Plätze nach vorne erkämpfen, wobei es wirklich haarige Situationen für mich gab – zum Glück ohne Feindberührung. Als die Zielflagge fiel, war ich Dritter und auf den Zweitplatzierten Dirk Adamski fehlten gerade mal 5 Meter. Eigentlich war auch er schon geschlagen, aber das Ziel hat ihn gerettet – es sei ihm gegönnt!

Round 5

Das 5. Rennen fand in Budapest statt. Langsam gew öhne ich mich wieder an das Podium! Im ersten Lauf Platz 2, im zweiten Lauf Platz 3 – zweimal Podium – herrlich! Ab hier spitzt sich langsam aber sicher der Platz in der Tabelle der Europameisterschaft zu! Die drei Führenden Valind, Skrybian, Roessler fangen an konstant zu punkten. Dieses setzte sich auch am Hungaroring in Budapest fort. In beiden Rennläufen kam es zu einem Dreikampf dieser Führungsgruppe. Im ersten Rennen musste ich den Russen Skryrabian ziehen lassen, als ich durch ein Überrundungsmanöver behindert wurde. Er war der glücklichere in der Situation und behielt die Nase vorn. Dritter wurde Valint. Im 2. Lauf war der Russe sofort vorne und ich klebte förmlich an seiner Heckschürze. Der Dritte (Valint) war nach der Hälfte des Rennens nicht mehr im Rückspiegel zu sehen. Alles schien bereits gesettet, dann eine kleine Ölspur in der schnellen bergauf links… 2 Runden ging es gut, dann hat es mich erwischt! Zwei Dreher, dann übers Gras und links in die Reifenstapel. Aber nur touchiert, zwar mit der kompletten Fahrzeugseite, aber ohne ernsthafte Beschädigungen! Doch Valind huscht durch und ich nehme das Rennen als Drittplatzierter wieder auf. Das war ein heftiger Abflug, aber zweimal auf dem Podium und 23 Punkte lassen diesen schnell wieder vergessen.

Round 6

Rennen 6 in Paul Ricard. So, jetzt spitzt sich der bekannte Dreikampf erst richtig zu. Valint, der Ungare kommt als Führender in der Europameisterschaft nach Frankreich mit 4 Punkten Vorsprung auf mich als Zweiter im Gepäck. Als Dritter wiederum punktgleich mit mir der Russe Skryabin! Mit 87 Points, 83 Points, 83 Points wird es ganz schön eng. Nach uns kommt Dirk Adamski mit 67 Punkten, der aber an diesem Wochenende keine Rolle spielen sollte. Trotz 20 gefahrenen Runden, die mich viel Reifen gekostet hatten, konnte ich das Qualifying nur als Dritter abschließen. Dafür hatte ich aber im ersten Lauf einen super guten Start und konnte im Dreierpaket mit den bekannten Kontrahenten fighten, bis in Runde 7 schlagartig meine Reifen abbauten und ich gute 400 Meter auf die Spitze verlor. Nach weiteren 5 bis 6 Runden stabilisierten sich meine Räder wieder und ich konnte etwas an verlorenem Boden gut machen, um an dem Kampf an der Spitze wieder teilzunehmen, reichte es leider nicht mehr. Am Ende fehlten ca. 100 Meter auf den Gewinner Skryabin. Valint wurde Zweiter und ich musste mich als Drittplatzierter zufrieden geben. Mein linker Vorderreifen begann sich aufzulösen, so musste ich das Auto in den letzten Runden förmlich um die Strecke tragen um nicht mit Reifenschaden auszufallen. Beim 2. Lauf war ich im Startgetümmel durch einen Frühstart der Hinterbänkler etwas überrascht und in eine blöde Situation geraten. Im Sandwich eingeklemmt düsten wir auf die erste Kurve zu. Nach der Schikane fand ich mich auf Platz 5 wieder. Zonzini und ein Italienischer Gastfahrer waren auch noch durchgeschlüpft. Beide waren zwar von den Rundenzeiten über 1 Sekunde langsamer als ich, aber natürlich wurden ihre Autos auf der Geraden breiter als 12 Meter…


Für Zonzini brauchte ich gefühlte 20 Versuche bis ich mich endlich an der Spitzkehre neben ihn setzen und ihn dann in der nächsten Linkskurve ausbremsen konnte. Das gleiche Spiel nochmals mit dem Italiener – Eingangs Start-Ziel neben ihn und in der ersten Schikane etwas später gebremst. So, durchatmen. Jetzt war auf Position 3 liegend der Weg frei, aber…. Die anderen Beiden waren längst weg! Plötzlich tauchte der Russe Skryabin in einer riesen großen Wolke, die extrem nach Gummi roch, auf. Das Schicksal, was mir im ersten Lauf erspart blieb, ereilte ihn nun einige Runden vor Schluss - Reifenschaden. Er hatte seine Räder im Kampf mit Valint wohl zu stark beansprucht. Zielankunft Platz 2!! Wieder zwei Mal Podium für Wido… ich kann mich daran gewöhnen! In der Meisterschaft wie gehabt:

  1. Valind
  2. Wido (ich;-)
  3. Skrybian

Leider ist das Saisonfinale nochmals nach hinten verlegt und findet jetzt am 24.-28. November in Valencia statt. Aber bis dahin gibt es für uns noch einige Trainingseinheiten.

TESTTAG am 5.Noverber in Hockenheim.

Mitten in einer Regenfront , hatten wir uns einen sonnigen  Freitag ausgesucht.Wenigstens hatten wir mit dem Wetter Glück. Gleich am Morgen begannen wir pünktlich unser gestecktes Testprogramm. Bereits nach einigen Runden jedoch bemerkte ich bzw. meine Nase….einen stechenden, üblen schnell stärker werdenden Geruch.
Schnell  war die Ursache ausgemacht. Die Lichtmaschine hatte Ihren Dienst aufgegeben und ein Kondensator war regelrecht weggeschmolzen. Da ja zum Test unser Ferrari Truck mit Ersatzteilen nicht vor Ort war, sah es natürlich schlecht mit unserem weiteren Programm aus. Um aber unsere weiteren Tests, die wir auf dem Zettel hatten trotzdem weiter durchführen zu können, gab es für uns nur die Chance , die Lichtmaschine von der Versorgung abzuhängen, was wir auch taten.
Mit dem gehofften Erfolg……. allerdings dann auch ohne weitere Servounterstützungen der Lenkung. Schwerstarbeit mit den Armen und den Gelenken war nun angesagt.So war es uns möglich, wenigstens den begonnenen Testtag ,wenn auch nicht ganz so wie gedacht fort-bzw. durchzuführen.

RENNEN 7 WORLD FINALS in VALENCIA 24.-28.November

So…..jetzt……. Hier und heute geht’s uns Ganze. Traumwetter in Valencia. Mittwoch erster Tag zum feien Testfahren. 200 Minuten zum abstimmen des Fahrwerks bzw für mich zum Eingewöhnen auf diesen technisch sehr anspruchsvollen Kurs.

Zum Ende der Testzeit, waren wir mit unserer Abstimmung zufrieden und von den Rundenzeiten lagen wir immer in den Top Five. Donnerstag dann noch mal 60 Min freien Test und danach, das erste Qualli. Ich musste mit Platz 4 zufrieden sein, hatte nicht eine wirklich frei zu fahrende Runde gefunden.
Am nächsten Tag , lief es für mich im zweiten Qualli schon besser. Platz 2 hinter dem Russen Skrybian Tibor Valint auf Platz 3

So…….Erstes Rennen diesmal bereits am Freitagnachmittag.
Neben mir in der Startaufstellung steht auf P3 der Däne Jonny Laursen, Jonny hat einen schlechten Start, so dass ich schon in der ersten Kurve an Ihm vorbei bin. Nach heftigen Zweikämpfen mit Valint , überhole ich Ihn endlich vor der Spitzkehre. Etwas später fliegt Valint ins Kiesbett und bleibt darin stecken. Jetzt ist schon klar : Keine Punkte im ersten Rennen für den in der Meisterschaft Führenden Valint.
Ich beende diesen Lauf auf Platz 2 hinter dem Russen Skrybian. Grosse Freude , denn nun müssten wir ein Dreierpaket mit identischer Punktezahl vor dem letzten Lauf sein.  Dann zwei Stunden später der Megaknall für unser Team. Wir werden zu den Rennkomissaren gerufen und müssen im Racetower in der 4. Etage antanzen.

Auf Grund der Tatsache, dass Ferrari die Kommunikation mit Ihrem Laptop zu einem unserer Elektronikbauteile  nicht herstellen konnte, während das Auto im Parc Ferme war, hat die spanische Rennkommission uns den zweiten Platz im ersten Rennen aberkannt und die erzielten Punkte trotz Protest gestrichen.

Für uns sowie alle anderen Beteiligten eine absolut unverständliche Entscheidung welche nicht nachvollziehbar war.Die Stimmung nach dieser Entscheidung war also logischer Weise bei unserem Team am Freitagabend auf dem Nullpunkt.

Eben noch im Punktestand voll bei der Musik…..jetzt auf Platz 3

Warum ?

Mein Gedanken bewegten sich zwischen sofortiger Abreise aus Valencia und einfach nur traurig sein, bis hin zur Frust- Bockigkeit. Ferrari stellte uns aus seinem Bestand zwar ein neues Bauteil zur Verfügung aber die Meisterschaft war in weite, fast unerreichbare Entfernung abgeflogen.

Dann aber nachdem der erste Frust verflogen war, wurde uns allen klar, dass wir die Antwort nicht am grünen Tisch zu suchen hatten sondern auf dem Asphalt der Rennstrecke am nächsten Mittag.
Das 14. Rennen insgesamt im Jahre 2010 (wir waren bis dato noch nie an erster Stelle in der Tabelle) fand dann am Samstagmittag statt.

Wilde Punkterechnereien fanden bei uns im Team statt. Rauf und runter, für und wider….Aber dann war uns klar….Nur mit einem Sieg , blieb eine Minimalchance für mich auf die Meisterschaft. Denn wir wissen, erst mit Fallen der schwarz weiss gemusterten Zielflagge ist die Rennsaison beendet und erst dann gibt es einen Meister  2010

Das Rennen ist schnell erzählt….auch wenn es mir wie unzählige Stunden vom Gefühl her vorkam. Nach dem Start, der Russe vor mir und Valint dicht in meinem Heck fliegen wir im Dreierpaket um den Kurs. Sofort konnte sich dieser Dreierzug vom übrigen Feld lösen.

Jedem von uns Dreien , war jetzt klar, nur ein Sieg macht uns zum Meister 2010 In der dritten Runde versuchts der Ungare Valint. Fliegt an mir, am Bremspunkt der Start und Zielgeraden vorbei, hat die Nase kurz vorne und……fliegt dann mit dem Russen vor mir zusammen ab.

Der Russe Skryabian schießt rechts ins Kiesbett, Valint mit stark beschädigtem Auto links auf die Wiese. Nur mit wirklich Glück und heftigen Manövern, kann ich dem Schrott der beiden Autos ausweichen und ohne Blessuren mein Rennen fortsetzen.

Durch diese Aktion , welche auch auf der Stoppuhr etwas Zeit gekostet hat, war das übrige Starterfeld wieder aufgerückt. Ich war auf einmal die Nummer 1!!!!   Durfte aber….. was auch kommen sollte keinen anderen Teilnehmer mehr an mir vorbeilassen.

5 Runden wurde ich dann noch von dem Italiener Marco Galassi angegriffen, konnte aber meinen Platz verteidigen und sogar 7 Sek.Abstand schaffen.

Was nun die letzten 10 Runden in mir vorging, ist kaum wiederzugeben. Ich war in diesem Moment bereits Meister, musste nur noch das Auto an dieser Position über die Ziellinie bringen. Das ist leicht gesagt….denn es gehen Dir 1000 Dinge durch den Kopf. Du hörst Geräusche am Auto , welche gar nicht da sind, du denkst an Reifenschäden, beim Überrunden anderer Fahrer bist du besonders vorsichtig es fällt dir schwer dich weiter zu konzentrieren, aber….Reiß dich zusammen und bringe das Auto zur Zielflagge. Dann endlich (nach einer gefühlten Ewigkeit für mich) die schwarz weiße Flagge.

Rennsieg und Meisterschaft



Unglaublich es war so weit weg für uns und trotzdem noch erreicht. Podium, ganz oben, Champagner und ich immer noch wie in Trance Pressekonferenz, TV Interviews, Fotografen und dass volle Programm. Erst an diesem Abend auf der Ferrari- Gala bin ich langsam zu mir gekommen. Montesemolo, Massa und Fernando Alonso haben dann die Meisterschaftsehrung vorgenommen.  MEINE MEISTERSCHAFTSEHRUNG !
Den Europapokal überreichte mir dann Alonso und endlich war es Wirklichkeit. Diese Feier dauerte etwas länger für mein Team, für mich und für alle unsere Freunde, die sich mit uns gefreut haben. Am Ende hatte ich 120 Punkte auf meinem Jahrekonto Valint und Skryabian hatten jeder 118 Punkte erreicht.

36 Autos sind gestartet und erst im letzten Rennen hatte ich die Nase vorn. (Irgendwie habe ich das vor zwei Wochen schon einmal in Abu Dhabi gesehen)

Ein tolles Rennjahr mit vielen Höhen und Tiefen aber das Endresultat hat Uns für alle Mühen entschädigt.